„Jede:r einzelne von uns kann seinen Beitrag für eine bessere Welt leisten.“ Mit diesen Worten Ghandis im Kopf und jeder Menge Vorfreude im Gepäck startete Ann-Katrin Zeigner im Februar ihre Reise in den Westen Kenias. Dentists for Africa e.V. unterstützt die kenianischen Kollegen seit über 20 Jahren mit Zahnstationen, Spenden und deutschen Freiwilligen vor Ort. Vom HDZ erhielt sie einen Zuschuss zu Ihrer Famulatur. In Nyabondo, ihrem Einsatzort, wurde die junge Zahnärztin herzlich von deutschen und kenianischen Kollegen empfangen. Dann begann das Abenteuer …
Nyabondo ist für mich ein Ort, der mir Geborgenheit vermittelt. Das Team war für mich wie eine zweite Familie, mit der man temporär sein Leben mit Höhen und Tiefen, Sorgen und Glückseligkeit teilt. Es ist etwas Besonderes, ein Teil von so etwas Großem zu sein.
Vor Ort wurde mir immer wieder bewusst, was für ein Glück ich habe, in der Position zu sein, anderen helfen zu können. Die meisten Einheimischen haben nicht einmal die Möglichkeit, in die zwei Stunden entfernte Stadt Kisumu zu fahren, weil das Geld dafür nicht reicht – 2,50 Euro mit dem Bus.
Hakuna Matata, übersetzt: Kein Problem! oder: Keine Sorgen! Man könnte annehmen, dass dies das Motto unserer westlichen Gesellschaft sei, aber es ist das der Kenianer:innen. Sie schaffen es trotz aller Sorgen und Nöte immer das Beste aus jeder Situation zu machen. Eine Gesellschaft, die von der Hand in den Mund lebt und dennoch so herzlich und hilfsbereit ist – eine wahre Inspiration. Ich glaube viele, die zum ersten Mal nach Kenia reisen, machen ähnliche Erfahrungen.
Im Rahmen meines Einsatzes besuchte ich zusammen mit kenianischen Kolleginnen und Kollegen zahlreiche Schulen. Ich hatte die Möglichkeit, die Kinder mit Prophylaxe-Maßnahmen aufzuklären und sie zu einer besseren Mundhygiene zu motivieren. Der Unterricht erfolgte in der Regel im Schatten eines großen Baumes oder in einem leergeräumten Klassensaal. Kinder mit Behandlungsbedarf wurden anschließend abgeholt, um kostenlos über das Dentists for Africa-Schulprogramm behandelt zu werden.
Auffällig waren die großen Unterschiede in der Zahngesundheit, die mit dem Stadt-Land-Gefälle einhergehen. Kinder, die in ärmeren Verhältnissen auf dem Land großgeworden waren, wiesen oft weniger kariöse Defekte auf als Stadtkinder, die Zugang zu Süßigkeiten und gesüßten Getränken hatten. Zudem gab es viele Patient:innen mit starken Fluorosen, da das Trinkwasser mit Fluorid angereichert ist.
Besonders interessant war der Schulbesuch einer Inklusionsschule in Kisumu. Kinder mit Behinderungen werden oft zuhause versteckt, manche sogar aus Aberglauben verstoßen. Wir waren überrascht, wie herzlich sich die gesunden Kinder um ihre Freunde mit Beeinträchtigungen kümmerten. Das Pflegepersonal war aus finanziellen Gründen unterbesetzt, daher packten die gesunden Kinder mit an. Die Kinder mit Beeinträchtigungen leben auf dem Schulgelände. Es gibt Schlafsäle mit zwanzig aufgereihten Betten. Jungen und Mädchen schlafen getrennt. Spielsachen gibt es keine. Gegessen wird draußen auf dem Boden. Auch wenn diese Kinder es sehr schwer haben, war es offensichtlich, dass sie hier einen Ort gefunden haben, an dem sich Menschen um sie kümmern. Hier werden sie als Menschen genauso wertgeschätzt wie alle anderen auch. Leider spielt die Mundhygiene in Kenia nur eine untergeordnete Rolle, dementsprechend schlecht war der Zahnstatus vieler Kinder.
Für uns war die Examination eine kleine Herausforderung, denn es war sehr heiß und stickig. Zusätzlich spürten wir alle am Ende des Tages, dass wir nicht in einer ergonomischen Haltung gearbeitet hatten.
Die Heimfahrt von Kisumu gestaltete sich wieder sehr abenteuerlich. Die Straßen sind eine Katastrophe und obwohl wir das Glück hatten, im Auto vorne zu sitzen, wurde uns schlecht. Aufgrund des Platzmangels bestanden unsere kenianischen Kolleginnen und Kollegen darauf, auf einer kleinen Bank auf der Ladefläche zu sitzen. Sie wurden deutlich stärker durchgeschüttelt.
Es war schön, während meines Aufenthaltes so viele neue Menschen kennenzulernen. Annähernd jede Woche verließen Kolleginnen und Kollegen das Gästehaus in Nyabondo und neue kamen dazu. So bekam ich auch einen Einblick in das Patenschaftsprojekt von Dentists for Africa. So durfte ich Dr. Christine Bitsch auf ihrer Fahrt nach Kaplomboi und Tabacca begleiten.
Meine vierwöchige Famulatur war eine wunderbare Bereicherung für mich. Ich habe Vieles lernen dürfen und hatte wunderschöne Erlebnisse. Besonderer Dank an Dr. Gerd Hase, der mich drei Wochen lang begleitet hat, an das ganze Team vor Ort sowie und an das HDZ, das meine Famulatur mit finanziert hat.